Hockenheim1Auch wenn man selbst dabei war, muss man sich doch nochmal irgendwo kneifen: „Ist das wirklich wahr, nach einer irren Zwangspause von mehr als 16 Monaten hat endlich wieder ein Rennen zum NSU-Bergpokal und KW Berg-Cup stattgefunden?“ Ja, es hat! Und was für eins! Das erste Sprintrennen auf einer Rundstrecke in der langen KW Berg-Cup Geschichte, ausgetragen im Qualimodus, bei dem pro Lauf in einem 20-minütigen Zeitfenster um die schnellste Runde gekämpft wurde. Herrschte im Vorfeld noch Nervosität, verbunden mit tiefem Respekt vor dem für die meisten Starter Unbekannten, so legte sich das nach der Trainingssitzung am Freitag rasch, die Phase des Genießens begann. Das Hockenheim-Wochenende war ohnehin wie eine Reise in eine andere Welt, das Wiedersehen mit den Sportkameraden nach so langer Zeit emotional und einfach wunderschön.

Viele Berg-Cup’ler schlugen bereits am Donnerstag auf, konnten deshalb ohne jeden Stress die Dokumentenprüfung, die zusammen mit der Ausgabe von Startnummern, Aufklebern und Transpondern direkt im Fahrerlager vom Orga-Team unserer Serien vorgenommen wurde, sowie die Technische Abnahme erledigen. So wurden diese formellen Dinge auch für die freitags angereiste Fraktion eine entspannte Sache. Das sonnige, warme Traumwetter der ersten beiden Tage hielt das Stimmungsbarometer zusätzlich hoch. Ab 16:35 Uhr ging es dann, eingeteilt in zwei Startgruppen, zum Training auf die flüssigen 4,574 Kilometer des GP-Kurses. Logisch, dass dem ersten Kontakt zum total neuen Umfeld ein reger Erfahrungsaustausch folgte. Bei dem auch fleißig über das Wetter am folgenden Rennsamstag diskutiert wurde. Und darüber, welcher App man denn nun wirklich glauben sollte. Tatsächlich stürzten, verbunden mit zum Teil heftigem Wind, die Temperaturen über Nacht deutlich ab. Lief der erste, pünktlich um 09:25 Uhr gestartete Durchgang noch komplett trocken ab, so änderte sich das Bild im Laufe des Tages durch einsetzende Schauer. Bis kurz vor dem auf 15:50 Uhr terminierten KW Berg-Cup Finale war der Hockenheim-Asphalt wieder trocken. Aber dabei blieb es nicht, während der Aufstellung regnete es erneut. Dies hielt gerade lange genug an, um dem Wettbewerb eine neue Herausforderung beizumischen und ein Reifen-Roulette entstehen zu lassen. Mehrere Teilnehmer nutzten geschickt die Möglichkeiten unseres Sprintformats und wechselten sogar während der laufenden 20-Minuten-Slots in der Boxengasse die Räder.

 

Damit eröffnen wir nun den sportlichen Teil, sehen nach dem Rennverlauf und den Resultaten. Zum Einstieg wollen wir noch schnell erwähnen, dass die Grundlage der Wertung die Addition der jeweils schnellsten erzielten Rundenzeit in Race-Heat eins und zwei war. Den NSU-Bergpokal hat Sieger Uwe Schindler im Probe-Heat und im ersten Lauf sicher im Griff. Auch im nassen zweiten Durchgang gelingt ihm die schnellste Runde der luftgekühlten Heckmotor-Renner, allerdings kommt da Thomas Krystofiak, der spätere  Zweitplatzierte, bis auf 0,862 Sekunden an ihn heran. Eng geht es in der „kleinen“ Klasse der Gruppen  F/CTC zu, wo ein 1400er gegen zwei 1600er antritt. Unter dem Schlussstrich trennen die Podestbesetzung nur 1,539 Sekunden. Das bessere Ende hat im Honda Civic Youngster Lukas Friedrich (P1) für sich, Zweiter wird im 1,3-Liter Gruppe 2 VW Polo Thomas Stelberg, im Regen ist er mit 2:28,978 der flotteste des Trios. Rang drei geht an den nach Race-Heat eins führenden Ralf Fladung, der mit seinem Peugeot 207 im Nassen minimal unter dem Tempo seiner Klassenkollegen bleibt. Bei den 2-Litern der F/CTC hadert Kai Neu mit der Technik seines Ford Escort. Am Freitag bricht im Getriebe eine Schraube des Schaltmechanismus. Das wird über Nacht geheilt. Doch auch samstags sind die Renngötter nicht mit Kai. Ein Kolbenfresser zwingt zur frühen Aufgabe. „Das hat jetzt nichts mit der Rundstrecke zu tun, diese Schäden hätten sich ansonsten ganz bestimmt auch während der ersten Berg-Kilometer ereignet“ erklärt der Kfz-Meister fair und offen. Ähnlich äußern sich die Kollegen, die in Hockenheim ebenfalls Besuch von der ungeliebten Defekthexe erhalten, die nun mangels Bergrennen offensichtlich verstärkt über den permanenten Rennstrecken kreist. Gaststarter Werner Jetzt jettet im Fiat 131 unangefochten zum größten Klassenpokal. Zweiter ist Markus Goldbach, der in Hockenheim den Renault Megane seiner Tochter Maya einem Funktionstest unter Rennbedingungen unterzieht. „Nach Oschersleben komme ich auf jeden Fall wieder mit meinem Bergauto, das rund 50 PS mehr hat“ kommentiert der Berg-Cup Vizepräsident sein Wochenende. Richtig rund geht es bei den F/CTC-Autos mit mehr als 3000 Kubikzentimeter. Zwei Mitsubishi Lancer diktieren hier sowohl im Trockenen als auch bei Nässe das Tempo. Sieger Jürgen Plumm unterbietet im ersten Race-Heat mit 1:58,062 sogar die 2-Minuten-Hürde. Position zwei sichert sich Berg-Cup Rookie Achim Kreim, Pascal Ehrmann belohnt seinen starken Auftritt im Peugeot 207 RC mit dem dritten Platz. Im Team-BMW 323 folgen Roland Christall auf der Vier sowie Stefan Faulhaber als Fünfter.

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Damit sind wir in der Gruppe E1 angelangt. Hier wird ein 1400er an drei 1600er angekoppelt. Tobi Mayer bewegt den 1,4-Liter Team-Scirocco. Dessen Besitzer Armin Ebenhöh verfolgt den Auftritt des Youngsters aus der ersten Reihe, betätigt sich als Ratgeber, Schrauber und Tankwart. Sein 24-jähriger Schützling geht die Sache abgeklärt an, verbessert sich von Runde zu Runde, setzt im Training mit 2:01,394 seine Bestmarke, die er in Rennlauf eins nur um 71 Tausendstel verpasst. Nach dem Rennende steigt er als Zweiter aufs Podest. Eine Stufe höher klettert als Sieger Mikko Kataja, der im hochdrehenden Toyota Starlet seinem Ruf als fliegender Finne einmal mehr voll gerecht wird. Er ist in jedem Heat Klassenbester. Ernsthaft Paroli hätte ihm eventuell Andy Heindrichs bieten können, der im Übungs-Heat sehr schnell unterwegs ist. Leider spielt von Anfang an die Technik nicht mit, Motoröl drückt in ungesunder Dosis nach außen, Andy muss den Opel Corsa schweren Herzens aus dem Wettbewerb nehmen. Leider kann selbst der hohe nächtliche Schrauber-Einsatz dies nicht verhindern. Hoch her geht es bei den 2-Litern. Tom Strasser erobert im VW Scirocco die Pole-Time, 1,126 Sekunden vor BMW 2002 Pilot Mario Minichberger. Nicht ganz 4 Sekunden mehr benötigt Norbert Wimmer für seine schnellste Übungsrunde. Wie gewohnt schenkt er sich und seinem 8-Ventiler BMW 2002 nichts, leichte Probleme mit den Kipphebeln und deren Wellen blendet er nach einer abendlichen Not-OP einfach aus. Kleines Drama dann an Marios Boliden. Noch ehe er in Heat eins eine volle Runde drehen kann, rollt er aus dem Kurs. Leerlaufdrehzahl, mehr liefert der Motor im Moment nicht. Zum Glück steckt die Defekthexe hier nur im Detail. Sie hat einfach die zwei Befestigungsschrauben des Drosselklappen-Potis verschwinden und das Poti abfallen lassen. Im zweiten Lauf ist Mario wieder mit von der Partie, tröstet sich mit der schnellsten 2-Liter-Regenzeit. Derweil zieht Tom Strasser an der Spitze seine Kreise, gewinnt schlussendlich 1,354 Sekunden vor Norbert Wimmer (P2). Rang drei holt sich Erwin Buck, der in Hockenheim auf einen VW Golf vertraut. Als Vierter sichert sich Opel-Kadett-Pilot Alex Pleier zugleich Platz zwei der 2-Liter KW 8V-Trophy. Der Sieger dieser Sonderwertung heißt Norbert Wimmer. Bei den Rennern mit bis zu 3000 Kubik gewinnt Patrick Orth im Rundstrecken BMW M3. Marcel Gapp ist sein nächster Verfolger. Mit seinem E36 M3 ist er im Nassen mit einem Vorsprung von 1,454 Sekunden sogar Klassenbester vor Patrick Orth. In der Addition der beiden schnellsten Runden pro Race-Heat belegt er Platz zwei, der Rückstand beträgt nur 1,229 Sekunden.

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Wetterfest und damit im Regen schnell erweist sich ebenfalls Michi Bodenmüller, dessen Opel Kadett jetzt über einen neuen 2,5-Liter-Motor verfügt. Michi braucht auf nassem Geläuf nur 498 Tausendstel mehr für die 4,574 Kilometer-Runde als Marcel, in der Addition der Heats ist er Dritter, liegt 1,52 Sekunden hinter Platz zwei. Michael Weber fährt seinen Audi 80 Quattro auf Position vier. Die Abteilung über 3000 Kubik erinnert stark an eine Porsche Meisterschaft. Drei Zuffenhausener Flundern liegen vorne. Gaststarter Maiko Dufner ist einem vom KÜS Team 75 Bernhard eingesetzten Cayman GT4 der schnellste Mann des Wochenendes und damit natürlich auch der Klasse. Im 911 GT3 sichert sich Jochen Stoll Platz zwei, dritter wird Stefan Bodin im seltenen 944 Turbo GTR. Hans Joachim Schmidt dreht sich, schlägt rückwärts ein. Für ihn verläuft der Zwischenfall zum Glück glimpflich, sein aufgeladener VW Scirocco ist allerdings hinten links nicht unerheblich beschädigt. Kein Glück auch für Martin Bürki, der sich im Cup-911er mit der Boxenmauer anlegt, was ein Weitermachen des schnellen Schweizers vereitelt. Last, but not least, zum E2-SH-Einzelkämpfer Hauke Weber, der mit seinem TracKing RC01 gewaltig Gas gibt. Im Trocken-Heat sorgt er für die fünftbeste Gesamtzeit.

Apropos Gesamt: Auf dieses spezielle Podium steigen nach Lauf eins Maiko Dufner in die Mitte oben (P1), ihn flankieren Patrick Orth als Zweiter und Tom Strasser als Dritter. Run Nummer zwei geht ebenfalls an Maiko Dufner. Zwei Berg-Cup’ler sind aber ultradicht am Heckspoiler des rundstreckenerfahrenen Gaststarters dran. Ganze 41 Tausendstel hinter dem Porsche-Piloten glänzt Marcel Gapp als Gesamtzweiter. Dritter im Bunde ist Michi Bodenmüller, der für seine schnellste Umrundung im zweiten Lauf lediglich 0,498 Sekunden mehr benötigt als Marcel.

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Was ist das Fazit des Pilotprojektes Rundstrecken-Sprint? Drücken wir es am besten mit den mehrfach gehörten Worten objektiver Beobachter aus, die das Geschehen nicht durch die Berg-Cup Brille betrachtet haben. „Großartige Idee, super Konzept und Format. Der NSU-Bergpokal und der KW Berg-Cup bereichern mit ihren tollen Autos die Rundstrecken-Szene absolut.“ Richtig positiv eingestellt sind die Aktiven und Organisatoren des Berg-Cup e.V. mit wertvollen Erfahrungen im Gepäck aus Hockenheim abgereist, fiebern schon der nächsten Herausforderung Oschersleben entgegen. Dort sollte es dank der neu hinzu gewonnenen Erkenntnisse im wahrsten Sinne des Wortes von unserer Seite her noch runder laufen als in Hockenheim. Was uns dort stets freundlich und kompetent geboten wurde war echt großes Kino. Dafür gebührt ein großes Dankeschön der Mannschaft des MCS Stuttgart rund um Heinz Weber. Anhängen möchten wir auch gerne noch den Dank für die ersten Fotos an Patrick Mohr und Andreas von rennmedia.de.  

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