Einen kurzen Report zum zweiten Saisonauftritt 2022 der KW Berg-Cup Hill & Track Challenge in Oschersleben hat es bereits gegeben. Darin wurde in den beiden ersten Absätzen alles allgemein Wichtige zu diesem Event erläutert. Und im letzten Absatz versprochen, einen gründlichen Blick in die Klassen folgen zu lassen. Was wir nun von hier an machen wollen, beginnend mit den Hubraum-Abteilungen der zusammen gewerteten Gruppen A/F/CTC.
Deren 1600er minimieren sich schon vor der Veranstaltung um Uwe Rindt, der – wie mehrere Piloten französischer Fahrzeuge – seit Saisonbeginn mit Getriebeschäden hadert. Mit hoher Motivation versucht er eine passende Ersatz-Gearbox für seinen Citroen C2 zu finden. Ein Erfolg ist ihm dabei nicht vergönnt, obwohl er eine XXL-Fahrt nach Polen auf sich nimmt, wo ein Getriebe angeboten wird. Dieses erwirbt er, um dann beim Einbau feststellen zu müssen, dass es nicht wirklich passt. Zumindest nicht ohne Änderungen am Auto. Also streicht er schweren Herzens die Reise nach Oschersleben. Auch Ralf Fladungs Peugeot 207 Sport ist von der Getriebemisere betroffen. Er löst das Problem in Form eines anderen Renngerätes, holt sich bei Helmut Knoblich einen 206 RC, mit dem er allerdings in die 2-Liter-Abteilung gehört. Bleiben drei 1600er übrig. Das ist gerade noch eine volle Klasse, über der fortan das Gespenst der Zusammenlegung schwebt. Als sich an Ronny Herings Gruppe 2 VW Scirocco nach dem Training ein Zylinder abmeldet, verabschiedet sich Ronny mit den Worten „dieses neue Auto ist echt schön, aber es scheint jede Menge Pech daran zu kleben“ aus der Motorsport Arena. Und schon müssen die verbleibenden 1,6-Liter-Vertreter Lukas Friedrich (Ford Fiesta) und Robert Maslonka, wie vom sportlichen Regelwerk vorgeschrieben, in die Abteilung bis 2000 Kubikzentimeter befördert werden. Apropos Robert Maslonka: Nach dem Trainingsstint entdeckt er am Zahnriemen seines VW Polo G60 einen Längsriss. Der ist zwar nur kurz, aber das Risiko damit weiterzufahren will der Augsburger nicht eingehen. Also startet er im wahrsten Sinne des Wortes am Samstag fünf vor zwölf eine groß angelegte Beschaffungsaktion. Wird beim örtlichen VW Autohaus sowie im Teilehandel vorstellig, durchstöbert sogar Baumärkte. Und natürlich krempelt er das gesamte Fahrerlager um. In diesem sind alle total freundlich und hilfsbereit, aber leider hat niemand das heiß begehrte Teil dabei. In Rennlauf eins steht Robert daher auf der Vermisstenliste. Derweil zaubert Lukas Friedrich in 1:49,663 die schnellste Runde auf die 3,7-Kilometer-Bahn mit ihren je sieben Links- und Rechtskurven. 0,751 Sekunden mehr benötigt Ralf Fladung, der während des kompletten Stints fast synchron mit Maya Goldbach unterwegs ist. Die 20-Jährige verfehlt mit ihrem Renault Mégane Coupé die Fladung-Marke lediglich um 0,419 Sekunden. Vierter im Bunde der zusammengelegten Klasse ist im Renault Clio RS Gaststarter Niklas Spang. Am Sonntagmorgen meldet sich Robert Maslonka zurück. Er hat tatsächlich einen Zahnriemen aufgetrieben und über Nacht installiert. Gefunden hat er ihn über ein Internet-Inserat für eine gebrauchte Polo-Motorhaube. Frei nach dem Motto: Wo es Karosserieteile gibt, liegen vielleicht auch Zahnriemen im Regal. Robert weiß, dass er in Rechtskurven auf den Öldruck aufpassen muss, was ihn wenig stört. „Da fahr ich dann halt nicht so dolle rum“ lautet sein Rezept, mit dem er trotzdem zur absoluten Klassen-Benchmark stürmt. 1:46,040 lautet diese. Dahinter reihen sich Ralf Fladung, Lukas Friedrich, Maya Goldbach und Niklas Spang ein. Spannend und super eng wird es beim Addieren der Toprunden aus Race-Heat eins und zwei. Exakt 0,136 Sekunden vor Lukas Friedrich sichert sich Ralf Fladung, der am Sonntag 2,074 Sekunden schneller unterwegs ist als samstags, die Maximalpunktzahl der Klasse. Rang drei gehört Maya Goldbach, Niklas Spang beendet sein Oschersleben Wochenende als Vierter.
Standfest und in allen 20-Minuten-Slots sauber auf die Positionen sortiert präsentiert sich die Gruppe A/F/CTC über 2000 Kubikzentimeter. Youngster Max Weber diktiert im von Lars Bröker technisch betreuten Weber-Familien-Mitsubishi Lancer Evo 8 das Tempo, drückt der Klasse deutlich seinen Stempel auf. Der 18-Jährige gewinnt klar, die Addition weist für ihn einen Siegervorsprung von 6,466 Sekunden auf Papa Thomas aus. Podestplatz Nummer drei holt sich Pascal Ehrmann, der nochmals im Peugeot 207 RC antreten muss. Sehnsüchtig wartet er auf den ersten Einsatz im neu angeschafften Subaru Impreza: „Ich hoffe sehr, dass dessen Fahrwerk nun endlich passend fertig wird. Für das Bergrennen Wolsfeld am Pfingstwochenende habe ich jedenfalls mit dem Neuen genannt.“ Zu berichten ist noch, dass Pascal Ehrmann in seiner Samstags-Fastest-Lap lediglich 0,488 Sekunden auf Thomas Weber verliert, sonntags beträgt die Differenz 1,281 Sekunden. Platz vier ist die Angelegenheit von Albert Vogt im Subaru Impreza.
Das Geschehen im NSU-Bergpokal ist leider einfach zu schildern. Thomas Krystofiak ist in Oschersleben als Einzelkämpfer unterwegs, zieht dessen völlig ungeachtet im Kunstobjekt-1200C unverdrossen seine Runden, hat in sämtlichen Resultatslisten in der Spalte Platzierung immer die 1 stehen. Klassischer Start-Ziel-Sieg also für den niedersächsischen Reifen-Entwicklungsingenieur.
Damit Umblende zu den nach Gruppe-H/FS/E1-Reglement vorbereiteten Rennern. Deren 1400er-Fraktion zeigt der Motorsport Arena Oschersleben die kalte Schulter. Aus der 1,6-Liter-Abteilung ist nur Wolfi Glas angereist, der immer mehr Gefallen am Fahren auf Rundstrecken findet. „Das macht so riesig Spaß, ganz besonders auf diesem Kurs“ gibt er zu Protokoll. Der Spaßfaktor geht ihm leider verloren, als der Motor seines VW Golf plötzlich den Dienst quittiert und er noch am Samstag nach Race-Heat eins zum Aufladen gezwungen ist. In der zusammengelegten Klasse bis 2000 Kubik hatte Wolfi sich zuvor im ersten Wertungslauf noch Platz vier geholt, mit lediglich 0,378 Sekunden Rückstand auf den drittschnellsten Alex Pleier im 8-Ventiler Opel Kadett C Coupé. Ganz vorne fahren Markus Reich mit seinem VW Corrado R und Erwin Buck im VW Spiess Scirocco. Wobei der Scirocco-Pilot die Dinge in jeder Phase klar im Griff hat. Markus Reich kann seinen Fastest-Lap-Abstand zu ihm über Nacht zwar von 2,461 auf 1,351 Sekunden reduzieren, aber zusammen gezählt lässt sich Erwin Buck beeindruckende 3,812 Sekunden vor Markus Reich die Punkte für den Sieg gutschreiben. Alexander Pleier holt auch sonntags mit Position drei ein Topergebnis, das in der Addition ebenfalls stabil bleibt. Den vierten Platz sichert sich im Opel Ascona B Christian Ehret, Fünfter ist Renault-Clio-Pilot Michael Hirte.
Die Klasse von 2000 bis 3000 Kubik umfasst anfangs fünf Teilnehmer. Allerdings sorgt die Defekthexe für einen zügigen Schwund. Im Rundstrecken erprobten VW Scirocco R Cup von Local-Hero Günter Miethke erfüllt die Zylinderkopfdichtung noch vor den Race-Slots die ihr zugedachte Aufgabe nicht mehr. Michael Weber ereilt ein ähnliches Schicksal, am Turbomotor seines Audi 80 Quattro wird ein Kolbenschaden vermutet. Als es dann obendrein Neueinsteiger André Bunte nicht gelingt Ersatz für die gebrochene Motoraufhängung seines BMW E30 zu bekommen, besteht die Klasse nur mehr aus Hauke Weber und René Frank mit seinem BMW M3 E30. Sie werden mit den Über-3-Litern zwangsverheiratet. Hauke Weber ist der flotteste in Rennlauf eins, gewinnt diesen vor Jochen Stoll (Porsche 911 GT3 Cup) und René Frank. Trotzdem zählt Hauke zu den Verlierern von Race-Slot eins. Denn kurz nachdem er mit 1:36,663 geglänzt hatte, bricht rechts vorne das Radlagergehäuse seines Audi 80 Quattro. Das zwingt ihn dazu, das aufgeladene Powerpaket ohne Kaltlaufphase abzustellen. In der Folge kokelt die Ölzulaufleitung zum Turbo an. Die kann Hauke im Gegensatz zum Radlagergehäuse nicht am Rennplatz erneuern, ist damit out of Race. Auf den Plätzen vier bis sechs des ersten Race-Heats laufen Thomas Stelberg im Porsche 997 GT3 Cup, Allroundmotorsportler Victor Smolski (Audi S4) und Daniel Kerbach mit seinem Porsche 964 in der genannten Reihenfolge ein. Auf dem Sonntagspodest steht Jochen Stoll als Gewinner oben in der Mitte. René Frank als Zweiter und Thomas Stelberg als Dritter beziehen die Stufen rechts und links von ihm. Position vier ist die Angelegenheit von Daniel Kerbach. Pech hat Victor Smolski, der keine volle gezeitete Runde schafft. Rechnen wir den jeweils schnellsten Umlauf aus den Race-Heats eins und zwei zusammen, dann entspricht das Resultat exakt dem Endstand der Sonntagswertung mit sicheren Abständen zwischen Jochen Stoll, René Frank, Thomas Stelberg und Daniel Kerbach.
Zum Abschluss möchten wir für die Freunde der Statistik noch etwas mit Zahlen spielen. Den Oschersleben-Fleißpreis zum Beispiel teilen sich Gaststarter Niklas Spang und Alex Pleier ex aequo. Beide haben je 42 gezeitete Umläufe auf ihrem Konto, haben 155,232 Kilometer zurückgelegt, bei denen die Out- und Inlaps noch gar nicht berücksichtigt sind. Rang drei dieser Vielfahrer-Hitliste belegt Christian Ehret, für den 38 Runden protokoliert sind. Ganz anders ist Gesamtsieger Erwin Buck an das Projekt Oschersleben herangegangen. Er hat sich mit 16 Runden begnügt. Sieben davon entfallen auf das Training, sechs auf den ersten und ganze drei auf den zweiten Wertungsslot. Seine schnellste Marke brannte er im dritten Trainingsumlauf in den Asphalt der Motorsport Arena. Die erzielten 1:35,085 entsprechen einer Durschnittsgeschwindigkeit von 139,21 km/h. Übrigens hätte Erwin Buck auch im Rahmen einer Gleichmäßigkeitswertung geglänzt. Die Top-Rundenzeiten seiner drei Slots liegen in einem winzigen Fenster von lediglich 163 Tausendstelsekunden zusammen. Die höchste Zahl an Runden innerhalb von 20 Minuten gelangen Thomas Weber und Alex Pleier mit jeweils 12 Umläufen. Der in Sachen Fahrstrecke sparsamste aller gewerteten Teilnehmer war René Frank, der insgesamt lediglich zehn 36,96 Kilometer ergebende Runden drehte, trotzdem aber Ergebnistechnisch sehr erfolgreich war. Der Zeitplan ermöglichte am Sonntag eine frühe Heimreise schon ab etwa 13:00 Uhr, die von den allermeisten Teilnehmern nach richtig viel attraktivem Rennsport in bester Laune angetreten wurde.