Wie schon eine Woche zuvor am Hauenstein konnte es Petrus einfach nicht lassen, sich auch beim 57. Int. Osnabrücker ADAC Bergrennen wechselhaft zu zeigen. Das begann schon am Trainingssamstag. Je nachdem, wo man sich ins 123 Fahrzeuge umfassende Rennfeld eingliederte, präsentierte sich die 2,030 Kilometer messende Strecke im flotten Wechsel trocken, gemischt oder auch völlig nass. Etwas stabiler gestaltete sich der Sonntag mit regnerischem Beginn in Heat eins und Slickwetter in den Auffahrten zwei und drei. Wegen der Regel „die zwei besten aus drei Läufen“ war schnell klar, dass die Entscheidungen in den Race-Heats zwei und drei fallen würden. An beiden Tagen gab es einige, zum Teil zeitraubende Vorfälle, bei denen aber außer Blech, Kunststoff, Karbon und Sonstigem nichts und niemand zu Schaden kam. Trotz dieser bremsenden Geschichten konnten an beiden Tagen alle geplanten Läufe – samstags vier und im Rennen drei – in einem nicht überstrapazierten Zeitrahmen durchgezogen werden. Und natürlich sorgten die vielen an den MSC Osnabrück vergebenen Prädikate, die von der FIA European Hill Climb Championship über die Belgische und Luxemburger bis hin zur Deutschen Meisterschaft reichten, für Brisanz und Würze. Nicht zu vergessen dabei die Abordnung aus KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal, die ein Drittel des Starterfeldes stark war. Wie sich das Wochenende für diese gestaltete, das wollen wir uns jetzt zusammen betrachten. Wie immer nach den Regeln des KW Berg-Cups und NSU-Bergpokals, also nach Technik-Gruppen und Hubraumklassen.
Gemäß der Startreihenfolge legen wir mit den NSU TT, TTS und 1200C los. Im neun Fahrzeuge plus einen Gaststarter umfassenden Feld wird schnell klar, dass die beiden Youngster Jannik Hofmann und Korbinian Gast fest entschlossen sind, die Sache mit dem Sieg unter sich auszumachen. Beide fahren auf echt hohem Niveau, am Rennschluss hat Jannik um 0,478 Sekunden das bessere Ende für sich, gewinnt vor Korbinian und Christoph Schwarz, der als Klassik-Sieger Christian Hindmarsh um 0,873 Sekunden hinter sich lassen kann. Auch um Platz fünf ist es ultraeng zwischen Volker Angelberger und Uwe Schindler. Die Entscheidung fällt um 0,184 Sekunden zugunsten von Volker. Da alle zwei Klassik-Wertungs-Autos fahren, belegen sie in dieser Reihung und Übung die Positionen zwei und drei. Neben dem Rennspeed gibt es noch einige Sätze über Express-Reparaturen zu schreiben. In nur fünf Wochen reparierten die Hofmänner den Eschdorf-Schaden, die Gasts behoben die Homburg-Blessuren in 18 Tagen. Danke an die beiden Teams und ihre Helfer dafür, dass sie die Saison nach den Unfällen nicht einfach abgeschrieben haben, sondern so schnell wie möglich zurückkehrten. Respekt!
Nachdem der NSU-Bergpokal im Ziel ist, sind die Gruppen A/F/CTC an der Reihe, deren 1600er-Klasse ebenfalls mit einem engen Ergebnis aufwartet. Denn final trennen nur 3,792 Sekunden die Positionen eins bis drei. Der Sieger heißt Andreas Schäfer im Honda CRX. Da er durch das Osnabrücker Bergrennen zum Motorsport fand, ist es für ihn sehr emotional, was er bei der Siegerehrung verdient offen zeigt. Die Plätze zwei und drei beziehen die Citroen C2-Piloten Robin Horn und Dieter Altmann. Bei den 2-Litern dieser Gruppe ist Michael Schumacher mit seinem VW Polo G60 als Solist unterwegs, was allerdings seine Fahrfreude nicht trübt.
Mit den 1400ern blenden wir um zu den Gruppen H/FS/E1. Auch die mögen es bei den Zeiten kuschelig. Die Ränge eins bis vier befinden sich am Ende in einem Mini-Zeitfenster von 1,405 Sekunden. Dem Sieger Jörg Davidovic mit seinem NSU TT 16V folgt Frank Lohmann im Steilheck-Polo im Windschatten. 0,106 Sekunden geben am Ende den Ausschlag. Das Klassenpodest komplettiert auf Stufe drei Markus Hülsmann (VW Golf 1 16V). Vierter wird Simon Markert im VW Schneider Polo, auf Position fünf beendet Tobias Stegmann mit seinem 1150er Schneider Audi 50 den Wettbewerb in der Borgloher Schweiz. Die 1,4-Liter KW 8V-Trophy gewinnt Frank Lohmann vor Simon Markert und Tobi Stegmann.
Wir erhöhen den Hubraum um 200 Kubikzentimeter und kommen so zu den 1600ern. Drei davon sind nach Osnabrück gekommen. Das sind Andy Heindrichs im Wiebe und Tobias Auchter im Spiess Opel Corsa 16V, dazu Folker Fink mit seinem Citroen C2 VTS. Am Samstag wird Andy urplötzlich einsetzender Regen zum Verhängnis. Dieser zieht sich vom Ziel einsetzend nach unten. Als Andy auf Slicks zu seinem zweiten Trainingslauf startet, ist es im unteren Streckenteil trocken. Er wird von der Nässe weiter oben kalt erwischt, schlägt in die Leitplanke ein. Nach der Rückkehr ins Fahrerlager wird zunächst sogar das Saisonende befürchtet. Doch dann kommen die Heindrichs-Racing-Gene voll durch. Man kümmert sich um die Startzulassung und holt auch Teile aus der Heimat. Am Sonntagfrüh ist der Corsa wieder einsatzbereit. Andy belohnt sich und seine Helfer mit dem Klassensieg für ihren Einsatz. 1,265 Sekunden zurück ist Tobias Auchter Zweiter, Rang drei gehört Folker Fink.
Die zwölf 2-Liter-Fahrzeuge bilden in Osnabrück die an Teilnehmern stärkste KW Berg-Cup Abteilung. Leider ist Youngster Marvin Ruwe (VW Minichberger Golf 1 Gti 16V) nach einem Ausrutscher im letzten Trainingslauf nicht mehr mit von der Partie. Vorne an der Spitze geben drei Opel das Tempo vor, schenken sich gegenseitig nichts. Lars Heisel gewinnt am Ende im Böhm Kadett 16 V 1,528 Sekunden vor Marco Schöbel mit seinem 8-Ventiler Gerent Kadett C Coupé, Position drei ist die Angelegenheit von Jens Weber (Kadett 16V). Bester Nicht-Opel ist im VW Brügge-Scirocco 1 Philipp Hartkämper. Auf der Vier liegt er final 0,177 Sekunden vor Werner Weiss im Ford Escort RS 1800. Die Top-Ten komplettieren am Uphöfener Berg Thomas Claus im Opel Kadett 16V, Jürgen Schuster mit seinem Mazda RX7, Thomas Flik im Renault Clio 3 Cup, Moritz Minichberger (Honda Civic Type R) und Holger Alt im frontgetriebenen Ford Escort. Auch Youngster Moritz Minichberger hat sein Aha-Erlebnis. Im dritten Race-Heat bricht nach der Zieldurchfahrt am Honda vorne links das Traggelenk.
Sauber sortiert präsentiert sich die Klasse bis 3000 Kubikzentimeter. Alexander Wolk (VW Minichberger Golf 2) steht auf der höchsten Stufe des Podests, ihn flankieren Maximilian Gast im VW Golf Turbo und BMW E30-Pilot Andre Bunte.
Über 3-Liter ist Patrick Orth der Hausherr. Er hat sichtlich Spaß am Messen mit der internationalen Konkurrenz, was ihn zu absoluten Spitzenleistungen anspornt. Im dritten Lauf zaubert er mit seinem Porsche 997 GT3 Cup 01:01,692 auf die Piste, was einem Schnitt von 118,46 km/h entspricht. Dabei hat er in der Zielkurve noch einen Einschlag links zu überstehen. Da Feindberührungen einem ex-Cup-Auto von der Rundstrecke nichts Neues sind, kommt er noch flott über den Zielstrich. Patricks Kommentar dazu: „Das wars mir wert!“ Holger Hovemann baut stetig immer mehr Vertrauen zu seinem Datalab Lamborghini Huracan ST Evo 1 auf, platziert sich 3,190 Sekunden hinter Patrick auf der Zwei. Im compacten BMW E36 Turbo wird Frank Bamberg Dritter, Sabine Göhrig im Ford Focus ST Vierte. Hauke Weber muss seinen Audi 80 Quattro nach dem Training leider wegen Technik-Problemen zurückziehen.
Im Silver Car S2 Evo fährt Marco Farrenkopf mit sehr ansprechenden Zeiten bei den E2-Silhouetten-Autos ein einsames Rennen. Diese machen ihn zum Drittschnellsten KW Berg-Cup Teilnehmer nach Holger Hovemann und Spitzenreiter Patrick Orth. Die Positionen vier und fünf dieses besonderen Rankings gehören Alexander Wolk und Lars Heisel.
Sieben der elf Läufe in der 37. KW Berg-Cup Saison sind nun gefahren. Vier liegen noch vor uns. Das heißt, das wir allmählich auf die Zielgerade einbiegen. Ab Ende August geht es mit Oberhallau in den Endspurt über die Stationen Eichenbühl, St. Agatha und Mickhausen. Plant doch bitte schon vor, liebe KW Berg-Cup und NSU-Bergpokal Fans und Freunde, bei welchen Rennen wir uns auf euch freuen dürfen. Kommt gut durch die rennfreien Wochen. Nach denen sich endgültig entscheidet, wer denn bei der Siegerehrung am 8. November Pokale, Kränze und Preisgeld in Empfang nehmen darf.